Besuch des Zentrums für satellitengestützte Kriseninformation (ZKI)

Am 8. Oktober 2019 führte der Landesverband exklusiv für seine Mitglieder eine Besichtigung des Zentrums für satellitengestützte Kriseninformation (ZKI) am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Oberpfaffenhofen durch.

Seit den 1960er Jahren werden Wettersatelliten genutzt. Satelliten haben inzwischen eine ungeahnte Genauigkeit erreicht und werden zunehmend nicht nur von offiziellen Institutionen eingesetzt, sondern auch von privaten Nutzern, da sie kommerziell zu inzwischen vergleichsweise günstigen  Preisen angeboten werden.

Von besonderer Bedeutung sind Satellitendaten bei Naturkatastrophen, insbesondere wenn sie zu Geoinformationsprodukten (GIS-Produkten) aufbereitet werden. Hoch auflösende Karten ermöglichen z.B. den Vergleich von Überschwemmungs- und Zerstörungsgraden zu verschiedenen Zeiten, den Verlauf von Flüchtlingsströmen und die Abschätzung der Zahl betroffener Menschen. Den Lagezentren wie auch den Helfern vor Ort werden präzise, nutzerorientierte Informationen zur Analyse und Entscheidungsunterstützung bereitgestellt.

Das ZKI nahm seine Arbeit 1999 auf und wurde 2004 als Dienstleistungsservice des Deutschen Fernerkundungsdatenzentrums (DFD) am DLR in Oberpfaffenhofen offiziell etabliert. Es ist täglich rund um die Uhr aktivierbar. Mit Hilfe eigener Drohnen, Flugzeug und Satelliten erhebt das ZKI hochauflösende Daten bzw. bezieht solche von anderen Organisationen und kann diese umgehend entsprechend der jeweiligen Hilfsanfrage auswerten, aufbereiten und in strukturierter Form bereitstellen. Die beiden Tätigkeitsbereiche des ZKI sind Notfallmanagement und Unterstützung der zivilen Sicherheit.

Im Bereich Notfallmanagement stellt das ZKI Kriseninformationsprodukte bereit, z.B. für die Bundesregierung und ihre Ministerien sowie involvierte Hilfsorganisationen. Einsatzszenarien sind Fluten, Stürme, Tsunamis, Massenrutschungen, Waldbrände, Erdbeben, Vulkanausbrüche, humanitäre Krisen und technische Unfälle. Auf Ebene der Europäischen Union ist das ZKI an der „Copernicus“-Initiative für globale Umwelt- und Sicherheitsüberwachung beteiligt. Mit Hilfe erdbeobachtender Satelliten erfolgt ein ständiges Umwelt-Mapping vom Weltall aus. Beispielsweise werden die Folgen des Klimawandels beobachtet und ausgewertet. Der Copernicus-Dienst für Sicherheitsanwendungen dient der Überwachung von EU-Außengrenzen, Ressourcen und kritischer Infrastruktur.

Auf globaler Ebene ist das ZKI über das DLR Mitglied der „International Charter Space and Major Disasters“. Bei großen Naturkatastrophen hilft es kostenfrei zeitlich begrenzt durch Bereitstellung von Daten. So verfügte das ZKI über Radarsatelliten, die ständig im Einsatz sind und durch Wolken dringen können.

Das ZKI unterstützt die 2007 unter der Bezeichnung UN SPIDER (United Nations SPace-based Information for Disaster Management and Emergency Response) in Bonn etablierte Plattform für die Bereitstellung satellitengestützter Informationen für Gebiete, die von Erdbeben, Überschwemmungen oder Vulkanausbrüchen betroffen sind. Es ist die entscheidende Schnittstelle zwischen Katastrophenschutzeinrichtungen und Raumfahrtbehörden. UN SPIDER wurde 2006 als ein Programm des Büros der Vereinten Nationen für Weltraumfragen (UNOOSA) gegründet. Die drei Standorte sind Bonn, Wien und Peking.

Im Bereich „Zivile Sicherheit“ unterstützt das ZKI Bundesministerien und Bundesbehörden bei der Durchführung von Großereignissen, Polizeilichen Ermittlungen, Evakuierungsoperationen, der Organisation von Personenschutz bei Dienstreisen in entlegene Regionen sowie in globalen Gesundheitsfragen.  

Schwerpunkte der Arbeit sind Beratung, Schulung und Weiterentwicklung. Wenn die Industrie in der Lage ist, bestimmte Produkte kommerziell anzubieten, zieht sich das ZKI zurück und widmet sich neuen Fragestellungen.

Dr. Monika Gähler führte den Teilnehmern die Tätigkeitsbereiche und Aufgabenfelder des ZKI anhand aktueller Beispiele wie des Extremschnee in Bayern Anfang 2019, der Flutkatastrophe in Mosambik vom März/April 2019 oder der Verwüstungen in Bandar Aceh (Indonesien) infolge Seebeben und Tsunami im Dezember 2004 anhand von anschaulichen Karten vor. Daran schloss sich eine intensive Diskussion an.