Libanon 2010

Eindrücke von der Studienreise im Libanon (25. September bis 2. Oktober 2010) von Wolfram Schrag

Der Libanon bleibt im Zentrum des Nahostkonflikts. Das hängt mit der massiven Unterstützung extremistischer Gruppen durch den Iran zusammen. Der Gottesstaat sieht im Libanon schon seit längerem das ideologische und militärische Aufmarschgebiet im Kampf gegen Israel und unterstützt die Schiiten. Die anderen Volksgruppen im Libanon fürchten neue Konflikte. Eine spannende Begegnung also mit einem quirligen Land der Gegensätze für die Reisegruppe des DGVN-Landesverbands Bayern.

26. September 2010

Bekaa-Ebene und Baalbek

Selbst eine Fahrt mit dem Bus von der libanesischen Hauptstadt Beirut durch das Libanon-Gebirge in die in der Bekaa-Ebene gelegene Ruinenstadt Baalbek ist eine politische Angelegenheit. Auf der Strecke kann die Reisegruppe nämlich schnell sehen, welche politische Gruppierung jeweils das Sagen hat. Um Beirut herum dominieren Plakate sunnitischer und christlicher Parteien. Hier wird des ermordeten ehemaligen Ministerpräsidenten Rafik Hariri gedacht und dieser in eine Reihe der vielen ermordeten Politiker gestellt.

Ein Plakat der christlichen „Forces Libanaises“ verweist auf die vielen ermordeten Politiker – links unten der maronitische Christ Bashir Gemayel (Staatspräsident), vierter von links der Sunnit Rafik Hariri (Premierminister)

Es gibt wirklich viele Plakate, allerdings auch solche mit Werbung für McDonald’s oder Privatschulen entlang der Schnellstraße in Richtung Damaskus, die sich vierspurig in Serpentinen durch gesichtslose Vorstädte Beiruts in das Libanon-Gebirge hinaufschraubt. Innerhalb von 15 Kilometern geht es vom Meer auf über 1000 Meter Seehöhe, die Millionenstadt Beirut bleibt unter einer Dunstglocke zurück. Dann geht es genauso schnell hinunter in die Bekaa-Ebene. Flaggen und Plakate wechseln: Kaum noch kommerzielle Werbung, dafür noch mehr Propaganda. Kurz vor Baalbek, einer Hochburg der Schiiten, finden sich dann riesige Fotos der geistlichen Führer des Iran und des Libanon. Die Ruinen von Baalbek sind aber in jedem Fall eine Reise wert. Die ursprünglich von Babyloniern und Phöniziern genutzte heilige Stätte wurde von der römischen Besatzung der Kaiserzeit als „Heliopolis“ ausgebaut. Für die Tempelanlagen wurden dabei Monolithen gehauen, die mit über 800 Tonnen die größten jemals für Gebäude benutzten sind.

Blick auf die original erhaltene Säulenreihe des Jupitertempels in der Ausgrabungsstätte Baalbek. Foto: M. Pabst

Die Zedern des Libanon

Über Zahle geht danach in Richtung Süden und von dort über das Schuf-Gebirge wieder zur Küste. Kurz nach der Passüberquerung ein Aufenthalt in einem Zedernwald. Die ungewöhnlichen Bäume, die das Staatswappen des Libanon zieren, gibt es heute nur noch an wenigen Stellen und sind deshalb auch stark geschützt. In den Schufbergen liegt auch Moukhtara, der Heimatort des einflussreichen Drusenführers Walid Dschumblat, der auch Führer der Sozialistischen Fortschrittspartei ist. Kurz danach ein Abstecher zum Palast von Beit ed-Din. Dieser ehemalige Sitz des in dieser Gegend herrschenden Emirs dient, auf etwa 800 Metern Höhe gelegen, jeden Sommer auch als Residenz des libanesischen Staatspräsidenten. Der Gebäudekomplex geht auf das frühe 19. Jahrhundert zurück und spielt stark mit italienischen Einflüssen. Wegen seiner Weitläufigkeit, seiner Gärten und seiner Museen ist der Palast von Beit ed-Din einer der Attraktionen des Libanon, in dessen Höfen auch Musikfestivals abgehalten werden.

Begegnungsstätte „Dar Assalam“

Quartier nimmt die DGVN-Gruppe für drei Nächte in der deutsch-libanesischen Begegnungsstätte „Dar Assalam“ in Wardaniyeh in den Schufbergen. Wardaniyeh, rund 40 Kilometer südlich von Beirut gelegen, ist etwa drei Kilometer vom Meer auf einem Plateau und bietet einen wunderschönen Blick auf das Mittelmeer. Hier weht meist eine leichte Brise, die den Aufenthalt auch in diesen außerordentlich warmen Herbsttagen angenehm gestaltet. Bei der Gründung 1994 wollten die Organisatoren aus Deutschland ein Zeichen für den Wiederaufbau nach dem Bürgerkrieg setzen. Die Begegnungsstätte will vor allem einen Beitrag zur Verständigung zwischen Menschen aus dem arabischen und dem europäischen Kulturkreis leisten. Das Zentrum bietet auch Arabisch-Sprachkurse an, vermittelt Begegnungen mit Einheimischen und organisiert Besichtigungstouren im ganzen Land (www.libanon-reise.com).

Die interkulturelle Begegnungsstätte Dar Assalam in den Schufbergen. Foto: Dar Assalam

27. September 2010

Besuch im Palästinenserlager Shatila

Von außen ist das Lager kaum zu erkennen. Auch auf Google-Maps bleibt man ratlos zurück, wenn man Sabra oder Shatila, die großen Palästinenserlager in Beirut sucht. Irgendwo im Süden der Hauptstadt leben auf engstem Raum mehrere zehntausend palästinensische Flüchtlinge, und das schon in der dritten und vierten Generation, nachdem die Großväter und Ur-Großväter im Jahr 1948 nach der Gründung des Staates Israel ihre Heimat verlassen mussten. Zu Fuß und begleitet von zwei palästinensischen Aktivistinnen wird die DGVN-Gruppe im Einfahrtsbereich in Empfang genommen. Davor bieten Händler Bekleidung, Küchenutensilien und Billigelektronik an. Es ist eine Art fliegender Markt, so dass erst die einheimischen Begleiterinnen die Gruppe auf das kleine abgegrenzte Areal hinweisen müssen, das man sonst schnell übersehen hätte.

Eingang des Palästinenserlagers Shatila im Süden von Beirut. Foto: M. Pabst

Gedenken an das Massaker von 1982

Es ist die Gedenkstätte für die Opfer des Massakers vom September 1982. Während des libanesischen Bürgerkriegs metzelten hier drei Tage lang christlich-libanesische Milizen mit Billigung der israelischen Armee Tausende Zivilisten nieder, vor allem Frauen und Kinder. Heute erinnern große blaue und rote Plakate an dieses Ereignis, auf einem Gedenkstein verdorren Kränze.

Gestank, Lärm und Kinderlachen

Was danach folgt, verschlägt den Besuchern gleich mehrfach den Atem: Die Gassen sind eng, es sind viele Menschen unterwegs, es ist zum Teil unglaublich schmutzig. Auf der einen Seite der Straße dreht ein Metzger einen Lamm-Döner-Spieß im Freien, während gegenüber auf einem freien Grundstück in der morgendlichen Hitze eine Müllhalde einen bestialischen Gestank verbreitet. Manche Häuser sind über und über mit Einschusslöchern übersät, zum Teil sind es noch Ruinen, so dass man meinen könnte, im nächsten Moment würde eine Schießerei beginnen. Doch alle Bewohner gehen ihren Geschäften nach, und mit zunehmender Zeit gewöhnt man sich an die Enge, an Dutzende von Telefon- und Stromkabeln, die sich in Kopfhöhe wie Spinnennetze über die Straße ziehen und in den Häusern verschwinden. In einem Haus mitten im Gewirr der Gassen stattet die Gruppe einen Besuch in einem Kinderhort ab. Kinder haben ihren Spielplatz aus Platzmangel auf dem Flachdach, das ein Blechdach vor Sonne und Regen schützt. In den Stockwerken darunter werden auf engstem Raum mehrere Gruppen vom Klein- bis zum Schulkind betreut. Sehr engagierte Frauen sind als Lehrer- und Erzieherinnen tätig. Danach stattet die Gruppe einer Familie einen Besuch ab. Die Wohnung in der zweiten Etage ist eng und verschachtelt, eine trostlose Leuchtstoffröhre spendet ein kaltes und trostloses Licht. Eine massige Sitzgruppe und ein paar angestoßene Holzkommoden sind der einzige Luxus neben einem Fernseher. Die etwa 60 Quadratmeter teilen sich die Großeltern, deren zwei Söhne und ein Enkel, der im Wohnzimmer schläft. Die Temperatur ist angesichts der Hitze draußen angenehm. Im Winter sei die Wohnung allerdings muffig und feucht, sagt die Großmutter.

Erziehung und Bildung gegen Ausgrenzung

Kassem Aina ist Generaldirektor von Beit Atfal Assumoud, einer Nichtregierungsorganisation, die sich vor allem um Familien kümmert, die den Ernährer verloren hat. Er stellt der Gruppe eindringlich die deprimierenden Verhältnisse dar: Mehrere tausend Palästinenser im Libanon haben nur einen sehr eingeschränkten Zugang zum Arbeitsmarkt. Mehr als 400.000 leben im Libanon, die Mehrheit ist in zwölf Lagern eingepfercht und hat kaum Chancen, im Land Fuß zu fassen. Ihre Rechte sind beschränkt. 75 Berufe sind für sie sogar ausgeschlossen. Es sind harte Worte, die Aina für diese Zustand findet: „Keinem Haustier würde man solche Zustände zumuten, wie man sie den Palästinensern in den Lagern antut“, sagt er. Dagegen hilft nur Bildung, so Aina. Und doch gibt es kaum Hoffnung, dass sich die Situation für die Palästinenser im Libanon bessere. Ankündigungen in diese Richtung könne man nicht ernst nehmen.

Die Organisation leitet auch Frauen an, die sich in Schwangerschaft und kurz nach der Geburt befinden. Sie lernen, traditionelle Stickereien auszuführen, die Taschen und Beutel zieren und verkauft werden. Diese Stickereien sind auch als Wandbilder erhältlich: Auf vielen ist ein Schlüssel abgebildet, traditionell das Symbol für die Hoffnung auf Rückkehr in das verlassene Haus in Palästina, was heute Israel ist. Das ist auch Kassem Ainas Ziel: „Wir wollen zurück in unser Heimatland.“

UNRWA: Helfer mit schlechtem Ansehen

Die Rolle der Vereinten Nationen wird von vielen Palästinensern sehr kritisch gesehen. Vor allem lastet zum Beispiel Kassem Aina der Weltgemeinschaft an, dass es seit 1948 eine Resolution gibt, die eine Rückkehr der Palästinenser verlangt, aber keinen politischen Willen, diese auch durchzusetzen. „Es ist ein Witz der Geschichte, wie man mit uns umspringt“, sagt der Palästinenser. Auch beim Gespräch mit Hoda El Turk im Quartier der UNRWA (United Nations Relief and Works Agency) wird dies deutlich, einem Hilfswerk, das 1949 nur temporär gegründet wurde, um palästinensische Flüchtlinge in den verschiedenen Staaten um Palästina herum zu unterstützen. 49.000 Beschäftigte hat UNRWA heute, vor allem Palästinenser. Diese versuchen die Situation für die Palästinenser in den Camps zu verbessern. Im Libanon organisiert die UNRWA vor allem den Wiederaufbau des Flüchtlingslagers Nahr el-Bared in Tripoli, das 2007 während eines Konflikts mit militanten palästinensischen Islamisten von libanesischen Truppen weitgehend zerstört wurde. Getragen wird die Arbeit der UNRWA von Spenden, vor allem aus den USA, der Europäischen Union und nordeuropäischen Ländern.

Frauenrechte auf dem Prüfstand

Am späten Nachmittag geht es noch in den Süden. In der Nähe von Saida trifft sich die Gruppe mit Soraya Haidar, Frauenaktivistin der NGO Kafa – auf Arabisch „Genug“. Die NGO hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Frauenrechte im Libanon zu stärken. In ihrem eindrücklichen Statement stellt sie die Lage der Frauen als katastrophal dar. Zwar ist rund ein Drittel der Frauen berufstätig, doch in Spitzenpositionen sind sie nicht zu finden. Darüber hinaus werden sie in weiten Teilen der Gesellschaft diskriminiert. Es gibt im Libanon keine Zivilehe. Diese wird ausschließlich von den Konfessionen geschlossen und, wenn überhaupt, vor konfessionellen Gerichten wieder geschieden. Kafa leistet vor allem Grundlagenarbeit, um die Zivilgesellschaft aufzubauen, um den Gender-Gedanken in der libanesischen Gesellschaft zu verankern. Bislang geht es aber verstärkt darum, die weit verbreitete Unterdrückung und Gewalt gegenüber Frauen im Libanon anzuprangern, gegen Frauenhandel und Missbrauch von Kindern vorzugehen und den Frauen konkrete Anlaufstellen zu bieten. So sind erste Frauenhäuser in Planung.

28. September 2010 bei UNIFIL in Naqoura

Von Wardaniyeh fährt die Gruppe nach Süden über Saida und Tyrus in Richtung der Grenze nach Israel. Von staatlichen Strukturen des Libanon in Form der Armee oder Polizei ist im Süden wenig zu sehen. Erst seit dem Krieg 2006 ist die libanesische Armee dort auf Druck der internationalen Staatengemeinschaft überhaupt wieder präsent, meist in Form eines Checkpoints der libanesischen Armee. Soldaten mit leichten Gewehren kontrollieren Fahrzeuge, die Straße ist verengt, Barrieren aus Sandsäcken sind am Rand aufgebaut, hinter denen vereinzelt ein gepanzertes Fahrzeug zu erkennen ist. Eine moderne Armee hat der Libanon nicht, und echte Kontrolle sieht anders aus.

UNIFIL – aufmerksame Beobachter, keine Kontrolleure

Im Gebiet südlich des Litani-Flusses patrouillieren auch Soldaten der Vereinten Nation der UNIFIL (United Nation Interims Forces in Lebanon). Diese sitzt hier schon seit 1978. Auslöser war ein palästinensischer Feuerüberfall mit 37 Toten auf einen Überlandbus in Nordisrael im März 1978. In der Folge überquerte die israelische Armee erstmals die Grenze des Libanon („Operation Litani“). Dort wurden bis zu zweitausend Palästinenser getötet und viele vertrieben. Das Gebiet südlich des Litani-Flusses galt in israelischen Augen seitdem als sog. “Sicherheitszone“ und wurde bei Bedarf besetzt. Die „Operation Litani“ war Auslöser für die Resolution 425 des Sicherheitsrats der Vereinten Nationen am 19.März 1978, auf deren Grundlage die UNIFIL gegründet wurde. Als eine der ältesten „VN-Blauhelm-Missionen“ sollte sie den Abzug der israelischen Truppen beobachten und dafür sorgen, dass die staatliche Souveränität des Libanon wieder hergestellt wird. Es war ein für diese Zeit übliches, nämlich „schwaches Mandat“, bei denen Waffen nur zur Selbstverteidigung eingesetzt werden durften, Dies hatte zur Folge, dass die UNIFIL mehrfach von israelischen Truppen regelrecht überrannt wurde, dass weiterhin vom Libanon aus terroristische Attacken gegen Israel unternommen wurden und schließlich immer wieder UNIFIL-Soldaten selber angegriffen wurden. In der Nähe von Tyrus erinnert ein Gedenkstein an über 280 tote UNIFIL-Soldaten. So konnten die UNIFIL-Truppen auch nicht verhindern, dass die israelische Armee zwischen 1978 und 2006 gleich mehrfach den Libanon besetzte und von 1982 bis 2000 durchgängig einen Streifen im Südlibanon kontrollierte, ohne dass die UNIFIL etwas unternehmen konnte.

UNIFIL – Hauptquartier in Naqoura

Seit 1978 hat die UNIFIL ihr Hauptquartier in Naqoura, einem kleinen Ort an der Küste, etwa 30 Kilometer von Tyros entfernt. Von hier aus sind es nur noch wenige Kilometer bis zur Grenze. Diese Gegend kurz vor der Grenze und um das UNIFIL-Hauptquartier ist streng bewacht. Neben einem Checkpoint der libanesischen Armee gleich hinter Tyros hat die UNIFIL hier eine der wenigen eigenen Kontrollstellen und lässt niemanden unkontrolliert in den Ort hinein. Das UNIFIL-Areal ist mehrere Quadratkilometer groß und zieht sich direkt am Meer entlang hin. Es ist von meterhohen Betonwänden umgeben und mit Stacheldraht eingezäunt. Dort sind die Unterkünfte, Bürogebäude, Werkstätten, eine Klinik für das VN-Personal, aber auch ein Treibstofflager und Hubschrauber-Landeplätze eingerichtet. Am Haupttor herrscht ein reges Treiben. Weiße Geländewagen mit großen VN-Lettern auf den Türen fahren ein und aus. Auch kleinere Radpanzer gehen auf Patrouille oder kommen zurück ins Depot. An einem Tag fahren die UNIFIL-Truppen 330 Patrouillen im Südlibanon. Schon die „Blaue Linie“, die Rückzugslinie der israelischen Armee von 2000, ist 121 Kilometer lang. Von einer Staatsgrenze darf man völkerrechtlich nicht sprechen, denn der Grenzverlauf zwischen Israel und dem Libanon ist nach wie vor umstritten. Entlang dieser Linie haben die VN-Truppen im Abstand von ein paar Kilometern Beobachtungsposten errichtet. Die UNIFIL-Truppen sind heutzutage besser in der Lage, das Land zu kontrollieren.

Aufwertung des Mandats 2006

Denn mit dem Ende des „Sommerkriegs 2006“ wurde das Mandat erheblich ausgeweitet. Die UNIFIL-Truppen sollen nicht mehr nur beobachten und die humanitäre Situation der Bevölkerung verbessern. Sie sollen auch dafür sorgen, dass keine Raketen auf Israel abgeschossen werden. Das hehre Ziel heißt, dass neben den libanesischen Streitkräften und der UNIFIL keine andere Partei Waffen besitzen soll. Wie Cornelia Frank, Senior Political Officer der UNIFIL betont, sei das Mandat eindeutig militärisch: „Es geht zunächst einmal darum, den Konflikt herunterzufahren, das Militär zurückzudrängen und danach die staatliche Ordnung entstehen zu lassen.“ Die VN-Truppen sind bewaffnet, um sich selbst zu verteidigen, aber auch um die Ziele der Mission zu erfüllen. 12 000 Soldaten aus 32 Ländern sind im Einsatz, vor 2006 waren es lediglich 2 000. Allerdings ist der Landstrich hügelig, wie Frank es nennt, „ein kleinteiliges Gebiet mit jeder Menge an Pfaden.“ Dies macht es schwierig, die Missionsziele, vor allem die Entwaffnung, durchzusetzen. So gibt es immer wieder Nachrichten darüber, dass die Hisbollah in der Zwischenzeit sogar mehr Waffen besitze als 2006. Die Israelis behaupten, 160 schiitische Dörfer seien vergleichbar mit 160 Hisbollah Terrorcamps. Dazu sagt Frau Frank von der UNIFIL nur, dass es schwer sei, die Hisbollah zu kontrollieren, die in vielen Orten fest verwurzelt ist. Allerdings scheint auch das Interesse an der UNIFIL-Mission bei den Mitgliedstaaten zu erlahmen. Würde das Personal aber reduziert, könnte sich der Konflikt schnell wieder ungezügelt entfachen. Und ein Problem wurde bis heute noch gar nicht angegangen: Den Luftraum kontrolliert mangels anderer Bewachung faktisch die israelische Luftwaffe. Sie führt trotz allgemeiner Proteste Aufklärungsflüge durch und lässt durch unbemannte Drohnen die Gegend fotografieren.

Südlibanesischer Wiederaufbau nach 2006

Weiter geht die Fahrt nach Bint Jbail. Dieser Ort wurde während des kurzen sogenannten Sommerkriegs 2006 von israelischen Panzern und Kampfflugzeugen total zerstört. Im Ortskern lieferten sich israelische Truppen und Milizionäre der schiitischen Hisbollah tagelang eine blutige Schlacht. Doch heute ist davon fast nichts mehr zu erkennen: Die Stadt mit ihren 25.000 Einwohnern steht da in frischem Glanz. Moderne Häuser im traditionellen Stil, Arkadenreihen, die die Fußgänger vor der Sonne schützen und kleine Geschäfte haben die Spuren des Krieges verwischt. Nur das israelische Geschütz in der Mitte des Hauptplatzes, auf dessen Rohr die Flagge der Hisbollah weht und das große Plakat mit Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah lassen erkennen, dass sich hier das Zentrum des „Hisbollah-Landes“ befindet, die ideologische und wohl auch militärische Aufmarschzone gegen Israel. Bint Jbail hat heute, im Gegensatz zu anderen Orten in der Umgebung, ein Gesicht erhalten. Die Aufbauleistung in dieser rückständigen Ecke des Libanon ist enorm. 7,5 Mio. US-Dollar war der Aufbau allein dem Emirat Katar wert. Und so sind die neuen Gebäude auch ein wenig im Stil der Golfstaaten gebaut, quasi als Reminiszenz an die Geldgeber. Die Bevölkerung ist dankbar. Vom libanesischen Staat hatten die Menschen im Süden noch nie viel zu erwarten, so werden Geschenke immer gerne genommen. Als Zeichen des Dankes haben sie viele kleine Fähnchen an den Straßen gehisst und über die Straßen aufgehängt: Flaggen von Katar und Iran neben denen des Libanon. Und sie wünschen sie vor allem eines: „Die Zionisten sollen uns in Ruhe lassen“, sagte einer am Hauptplatz.

Besuch im UNIFIL-Haupquartier Naqoura. Der Leiter der Studienreise und stellv. Vorsitzende der DGVN Bayern, Dr. Martin Pabst, im Gespräch mit dem Senior Political Officer Cornelia Frank. Foto: W. Schrag

Ideologisches Grillen

Kurz hinter Bint Jbail schlängelt sich die Straße steil hinauf in Richtung Maroun al-Ras. Auch um diesen Flecken gab es schwere Kämpfe, da sich hier ein Kommunikationszentrum der Hisbollah befunden hat. Zwischenzeitlich sind auch hier die Kriegsspuren getilgt. Im Gegensatz zu Bint Jbail hängen hier aber vor allem iranische Flaggen: Der Gottesstaat hat für die Brüder im Glauben, die Schiiten, Wiederaufbauarbeit geleistet und hier sogar einen Freizeitpark errichtet. Aber auch solch ein Platz ist eine hochpolitische Angelegenheit: Dort oben hat man nämlich einen traumhaften Blick weit hinein nach Israel. Wo Israel liegt, lässt sich übrigens einfach ausmachen. Hinter der Grenze ist das Land grün, Obstplantagen, Weingärten und Kibbuzim soweit das Auge reicht, diesseits der Grenze ist alles trocken und felsig. Terrassenartig wurden hier oben schattige Grillplätze angelegt, es riecht nach Köfte, dem gegrillten arabischen Hackfleisch aus Lamm oder Rind. Ganz oben thront neben einem Restaurant eine kleine Moschee, die dem Felsendom in Jerusalem ziemlich ähnlich sieht und ein Aussichtsturm. Das Ganze ist vor allem deshalb erstaunlich, weil es so eine Anlage im ganzen Libanon sonst nicht gibt, obwohl die Libanesen gerne und oft grillen. Doch in diesem Land ist auch das entspannte Grillen mit der Familie hochpolitisch, denn überall hängen Flaggen des Iran, die des Libanon sieht man hingegen kaum. Übrigens gibt es auch eine Paintball-Anlage, bei der schon die Kleinen mit Gewehren mit Farbe gefüllte Kugeln auf einander schießen können. Alles ist dazu gedacht, die Jugend spielerisch, aber eben auch mit dem notwendigen militärischen Gehabe auf die Befreiung Palästinas vorzubereiten. Die Anlage wurde für den Besuch des eng mit der Hisbollah verbundenen iranischen Staatspräsidenten Mahmud Ahmadinedschad auf Hochglanz gebracht, der zwei Wochen nach unserer Abreise erfolgte.

Bilder des iranischen Revolutionsführers Ayatollah Khomeini und von Märtyrern der Hisbollah im Südlibanon. Foto: M. Pabst

Unklarer Grenzverlauf

Kriege beginnen in der Region häufig an der Grenze. Auch wenn sich die Aggressionen meist schon Monate vorher aufgeschaukelt haben, genügt ein Zwischenfall am Grenzzaun, um die Situation eskalieren zu lassen. So geschah es auch 2006, als die Hisbollah auf israelischer Seite vier Soldaten getötet und zwei entführt hatte. Diese zwei sollten dann in Verhandlungen gegen gefangene Hisbollah-Kämpfer freigelassen werden. Dies war der Auslöser für den Sommerkrieg mit über 1.000 Toten und einer stark zerstörten Infrastruktur im Libanon.

Blick über die „Blaue Linie“ auf Israel mit indonesischen Blauhelmen der UNIFIL. Foto: M. Pabst

Drei Tote an der Grenze

Wie schnell die Situation eskalieren kann, hat sich erst wieder im Sommer 2010 gezeigt. Das israelische Kommando für den Norden hatte bei UNIFIL angezeigt, dass ein Bautrupp am sogenannten Sicherheitszaun einen Baum fällen wolle. Die VN gaben diese Nachricht an die Libanesische Armee weiter, die diesen Plan aber ablehnte. Der Sicherheitszaun stellt dabei nicht die eigentliche Grenze da, sondern ist ein auf israelischer Seite errichteter etwa zweieinhalb Meter hoher sogenannter „technischer Zaun“, ein Stahlzaun, der unter anderem mit Bewegungsmeldern ausgestattet ist, um ein Eindringen zu verhindern. Direkt dahinter verläuft ein Weg, auf dem israelische Soldaten mit ihren Geländewagen Streife fahren. Die von den Vereinten Nationen gezogene „Blaue Linie“ befindet sich allerdings zum Teil einige Meter weiter auf libanesischem Gebiet. Um das Land dazwischen streiten sich die Länder seit Jahrzehnten, da die Mandatsmächte Frankreich und Großbritannien es bei Gründung der Staaten Libanon (1943) und Israel (1948) versäumt hatten, eine klare Grenze zu ziehen. Deshalb kann das Fällen eines Baumes zur Katastrophe führen. Nachdem nämlich die libanesische Armee das Ansinnen Israels abgelehnt hatte, den Baum zu fällen, bat UNIFIL nach eigener Auskunft die Libanesen, den Plan vorerst nicht weiterzuverfolgen. Zudem war der Oberkommandierende der UNIFIL an diesem Tag nicht anwesend. Die Israelis begannen dann doch die Baumfällarbeiten, indem sie mit einem Kranwagen über den Zaun hinweg Bäume beschnitten. Dabei kam es dann zu dem Schusswechsel, wohl ausgelöst von einem libanesischen Soldaten. Schnell eskalierte die Situation, israelische Hubschrauber flogen einen Angriff auf das libanesische Hauptquartier in der Nähe und die Truppen am Boden lieferten sich stundenlang ein Feuergefecht. Zum Schluss waren vier Menschen tot - ein israelischer Soldat, zwei libanesische Soldaten und ein Zivilist -, ein Israeli wurde schwer verletzt. Erst als der stellvertretende UNIFIL-Kommandant beiden Parteien ankündigte, er werde jetzt mit einem Hubschrauber in das Gebiet fliegen, wurden die Kampfhandlungen beendet. In der Folge versuchten beide Staaten, den Zwischenfall herunterzuspielen, und sprachen davon, dass einzelne Verantwortliche überreagiert hätten. Die UNIFIL konnte somit die bewaffnete Auseinandersetzung nicht verhindern, aber zumindest einen schnelle Waffenruhe erreichen. Hilfreich ist dabei sicher, dass sich Generäle beider Länder regelmäßig zusammen mit den UNIFIL-Verantwortlichen treffen. Dies hat seit 2006 auch dazu geführt, dass die israelische Armee Karten übergeben hat, auf denen die Gebiete aufgeführt sind, die sie im letzten Krieg mit Minen und Streubomben versehen hat. Es sind kleine Schritte, die aber nur dann gegangen werden, wenn es die Parteien wollen.

Hisbollah als Geldgeber

Geld erhalten Menschen im Süden von der Hisbollah, der Partei Gottes. Die DGVN-Gruppe trifft Hussein, der in Deutschland lebt. Stolz zeigt er das wieder errichtete Haus seiner Eltern in der Nähe von Bint Jbail. Es ist eines der Häuser, die das Emirat Katar finanziert hat. Deshalb sind sie auch dankbar für die Hilfe. 2006 hatte die Familie alles verloren, das Haus war zerbombt. Noch viel wichtiger aber sei gewesen, dass die Hisbollah im Jahr 2006 Bargeld verteilt hat. 10.000 Dollar bekamen die Familien als Soforthilfe. Auch andere erzählen von dem warmen Geldregen, der nach dem Sommerkrieg auf die Bevölkerung niederging. Der libanesische Staat machte ebenfalls ein wenig Geld locker, den Löwenanteil aber gab die Miliz. Das wirkt ungemein nach. Die Hisbollah ist nicht zum ersten Mal als Hilfsorganisation aufgetreten und hat damit ihre Machtstellung noch verstärkt.

Zentrale Macht

Die Gründung der Partei Gottes war eine Reaktion auf den Einmarsch der Israelis im Jahr 1982 in den Libanon. Die israelischen Truppen wollten die Kämpfer der PLO aus dem Libanon vertreiben und das Hauptquartier der Fatah mit dem Vorsitzenden Yassir Arafat zerstören. Die PLO war nie religiös motiviert, sondern immer eine säkulare Organisation, die den politischen Kampf zur Befreiung Palästinas führte, zum Teil auch unterstützt durch die sozialistischen Staaten in Mittel- und Osteuropa sowie aus dem Orient und Afrika. Darüber hinaus bekämpften sich im Libanon mit wechselnden Allianzen immer stärker christliche und muslimische Bevölkerungsgruppen. Einen ganz entscheidenden Schub bekamen religiöse Kräfte im ganzen Nahen und Mittleren Osten allerdings durch die islamische Revolution im Iran, die 1979 das Schah-Regime gestürzt hat. Auch die Gründung der 4 geht direkt auf iranischen Einfluss zurück, ausgelöst vom Wunsch des iranischen Staatspräsidenten Ayatollah Khomeini, die schiitischen Bürgerkriegsparteien zu stützen. Außerdem entwickelte sich die Hisbollah dadurch schnell zu einem Sammelbecken radikaler schiitischer Geistlicher. Einer von ihnen war Scheich Mohammad Hussein Fadlallah, ein im Irak geborener und der Islamischen Revolution im Iran verbundener Libanese, der sich sehr früh der Bewegung anschloss und radikale Ansichten vertrat. So unterstützte er Selbstmordattentate als Teil des politischen Kampfes. Generalsekretär ist seit 1992 Hassan Nasrallah. Auch er ist ein gläubiger Muslim, der schiitische Theologie im Irak und Iran studiert hat. Wie Fadlallah kam auch er 1978 wieder in den Libanon zurück, nachdem die sozialistische Baath-Partei des irakischen Diktators Saddam Hussein alle islamistischen Studenten des Landes verwiesen hatte.

Kampfgruppe und Wohltäter

Im Laufe der Jahre konnte die Hisbollah ihren Einfluss von der Bekaa-Ebene an der syrischen Grenze, über den Süden der Hauptstadt Beirut bis zur Grenze nach Israel ausweiten. Durch die kräftige finanzielle Unterstützung seitens des Iran hat sie vor allem in den unterentwickelten Landesteilen dafür gesorgt, dass Schulen, Hochschulen und Krankenhäuser errichtet wurden. Dabei gilt die Organisation als effizient und vor allem als nicht korrupt. Dieses soziale Engagement hat aber einen Preis, der darin besteht, dass die Hisbollah für ihre politischen Ziele agitiert. Vor allem die anderen politischen Parteien des Landes sind höchst beunruhigt über diese Art der Indoktrination, da sie berechtigterweise befürchten, dass der im Innern liberale Libanon immer stärker fundamentalistisch ausgerichtet wird. Andererseits gehört die religiöse und konfessionelle Einteilung des Landes zu den Konstanten des Libanon.

Militärisches Potential der Hisbollah

Ebenfalls mit Sorge wird in der Öffentlichkeit diskutiert, wie gewaltbereit die Hisbollah ist und wie viel militärische Macht sie hinter sich vereint. So werden immer wieder Schreckensszenarien durchgespielt, welche Folgen eine militärische Auseinandersetzung zwischen dem Iran und Israel für die Region haben könnte. Dabei sind viele Fragen offen: Wäre Hisbollah in der Lage, vom Libanon aus mit iranischen Waffen anzugreifen? Könnte also der Iran den Libanon als verkürzte Startbahn gegen Israel nutzen? Welche Raketen haben die Iraner der Hisbollah gegeben und wie sieht deren Bewaffnung aus? Würde der Schlag Israels gegen iranische Atomanlagen einen Schlag vom Südlibanon in Richtung Tel-Aviv bedeuten? Und womit wäre die Rakete bestückt?

Keine Anerkennung Israels

Selbstbewusst tritt Hisbollah-Sprecher Ibrahim Mousawi auf. Ihn trifft die Gruppe der DGVN in Beirut. Er ist ein fundamentalistischer Muslim, der zunächst für den Hisbollah-Sender „Al Manar“ gearbeitet hatte und seit 1998 Sprecher der Hisbollah ist. Aufgrund seiner radikalen Ansichten gelten für ihn seit längerem Einreiseverbote in die USA und nach Großbritannien, wo er studiert hat. „Die Hisbollah ist keine Miliz, sondern eine Widerstandsbewegung, um der am meisten vernachlässigten Gruppe der Schiiten eine Stimme zu geben“, sagt er im Gespräch. Für Israel hat er nur eine einzige Feststellung übrig: „Die Hisbollah wird Israel niemals anerkennen. Wir haben nichts gegen Juden, aber wir haben etwas gegen den Staat Israel.“ Auf den Einwand, dass man die Geschichte schwer zurückdrehen könne, kommen phrasenartig dieselben Parolen, die Hassan Nasrallah und Mahmud Ahmadinedschad ebenfalls immer wieder verlautbaren lassen: „Sollen doch die Juden in ihre Heimatländer zurückkehren.“

Diskussion mit Vertretern der Hisbollah, rechts ihr Sprecher Ibrahim Mousawi. Foto: W. Schrag

Schiitische Amal

Die zweite große schiitische Bewegung im Libanon ist die Amal von Nabih Berri. Auch sie ist entschieden im Kampf gegenüber dem jüdischen Staat, aber gemäßigter in der Wortwahl. Diese Partei ging aus der Bewegung von Musa as-Sadr hervor. Dieser schiitische Geistliche wurde im Iran geboren und dort auch ausgebildet, bevor er in den 1960er Jahren im Südlibanon Oberhaupt der dortigen Schiiten wurde und sich in der Folge immer stärker auch für die sozialen Belange der armen und vernachlässigten Bevölkerung im Süden des Landes einsetzte. Er unterstützte den Bau von Kliniken und Schulen und gründete 1974 die „Bewegung der Entrechteten“, aus der während des Bürgerkriegs die Amal-Miliz (arab. Hoffnung) hervorging. As-Sadr wurde dann erster Vorsitzender des Hohen Islamischen Schiitischen Rats und schmiedete ein Bündnis muslimischer und christlicher Gruppen gegen eine mögliche Invasion Israels. Im Jahr 1978 verschwand er bei einem Besuch in Libyen spurlos. Die Hintergründe darüber sind bis heute im Dunkeln.

Die DGVN-Gruppe aus Bayern wird zu Scheich Hassan Sharife eingeladen, einem Mitglied im Schiitischen Rat. Direkt neben seiner Moschee in Beirut trifft die Gruppe den Scheich in der Wohnung seiner Familie. Die weiblichen Reiseteilnehmer wurden schon vorher instruiert, auf einen Händedruck mit dem Geistlichen zu verzichten, um den Gastgeber nicht zu beleidigen. Der Scheich, in typischem Gewand, dichtem schwarzen Vollbart und einer kräftigen Stimme, lässt in Körpersprache und Auftreten erkennen, dass er normalerweise das Sagen hat, weist die Besucher aber auch darauf hin, dass nicht alle Schiiten radikal und militant sind.

Gespräch mit dem schiitischen Scheich Hassan Sharife, Mitglied im Höchsten Schiitischen Rat des Libanon. Foto: W. Schrag

Grenzzaun, Humvees und Schlachtengesänge

Das Dorf Kfar Kila liegt genau an der Grenze zu Israel. Eine neu asphaltierte Straße führt am Grenzzaun entlang. Hinter diesem Stahlzaun liegt eine Obstplantage, in der Äpfel wachsen und wenige hundert Meter weiter eine moderne Siedlung. Sie gehört zum Ort Metula, das Araber und Israelis übrigens gleich aussprechen. Dann ein Armeeposten, über dem der Davidstern weht. Auf der libanesischen Seite des Zaunes haben spanische VN-Truppen eine Unterkunft. Sie sind freundlich, aber reserviert. Am Ende der Straße steht ein kleines Café, in dem der Wirt Tee reicht. Nebenan hat jemand Musik aufgelegt, so dass der halbe Ort mit Kampfgesängen beschallt wird. Direkt an der Grenze sind mehrere von innen beleuchtete Quader aufgestellt: mit der Flagge des Libanon, des Iran, der Hisbollah und Palästinas. Dazu noch eine Flagge der gemäßigten schiitischen Amal-Miliz und ein paar Parolen. Einige Minuten später fährt in wenigen Metern Entfernung und mit geringer Geschwindigkeit ein gepanzerter Jeep der israelischen Armee vom Typ „Humvee“ mit aufgebautem Maschinengewehr auf dem sandigen Pfad vorbei. Innen sitzen vier Soldaten. Sie sind nah und doch so weit entfernt, was die ganze Absurdität des Nahostkonflikts deutlich macht. Während einer dieser Patrouillen waren Hisbollah-Milizionäre 2006 über die Grenze gestürmt und hatten zwei Israelis gekidnappt, die anderen getötet. So begann der Krieg. Die Angst ist spürbar - hier ist alles ganz weit von jeder Normalität entfernt.

29.09./30.09. Politische, kulturelle und wirtschaftliche Gespräche in Beirut

Zum Ende der Reise war die DGVN-Delegation Gast der deutschen Evangelischen Kirchengemeinde in deren Gemeindezentrum im Stadtteil Hamra in West-Beirut.

Bauboom durch Solidère

Nach einer Stadtbesichtigung wird die Gruppe durch das Projekt Solidère geführt. In der Hauptstadt gibt es viele Werbeplakate, darunter auch die von den „Beirut Souks“ der Entwicklungsgesellschaft Solidère. Was hier als „neue Erfahrung“ angepriesen wird, ist kein arabischer Basar nach dem herkömmlichen Muster, der wurde durch den Bürgerkrieg zerstört und nicht mehr aufgebaut, vielmehr handelt es sich um eine exklusive Shopping-Mall auf 128 000 qm, in der sich eine Luxusboutique neben die andere reiht. Das Ganze ist hochwertig und im Basarstil gebaut, strömt aber eine gewisse Sterilität aus. Es ist das zweite Projekt der Firma Solidère. Dabei handelt es sich um eine besondere Form des Private Public Partnership, die 1994 vom späteren Ministerpräsidenten Rafik Hariri gegründet wurde, um die in Schutt liegende Innenstadt Beiruts rund um das Parlament mit dem typischen Glockenturm wieder zu errichten. Mit Hilfe der Aktiengesellschaft Solidère, in der sich Investoren und Grundstückseigentümer zusammentaten, gelang es, innerhalb von acht Jahren das Gebiet nach alten Plänen wieder aufzubauen. Orientalische Patina haben die teilweise original rekonstruierten Gebäude noch nicht, doch die schlimmsten Kriegsspuren sind beseitigt. Im Moment stockt der weitere Aufbau allerdings, da immer neue Ausgrabungen unterhalb der früheren Stadt bezeugen, dass hier seit rund 5 000 Jahren Menschen wohnen.

Der Wiederaufbau des Stadtkerns von Beirut ist weit fortgeschritten, hier die Rue Weygand. Foto: M. Pabst

Kräftiges Wachstum

Der Libanon ist ein Land mit freier Marktwirtschaft, in dem viele versuchen, schnell Geld zu machen. Unterstützt wird dieser permanente Gründergeist durch die große Zahl von Auslandslibanesen, die für einen enormen Zufluss von Geld sorgen. So hatte das Land in den letzten Jahren eine Wachstumsrate von acht bis neun Prozent im Jahr. An vielen Ecke in der Hauptstadt werden Hochhäuser errichtet, in denen vor allem Araber aus den Golfstaaten wohnen, um den noch heißeren Sommern im Heimatland zu entfliehen. Dieses Wachstum sei umso erstaunlicher, als das Land gleichzeitig immer wieder politische und wirtschaftliche Erschütterungen und Erdbeben auszugleichen habe, sagt Mazen Soueid, Chefökonom der Med Bank im Gespräch. So brach der Boom nur kurzfristig ein, als 2005 der Politiker Rafik Hariri ermordet wurde und 2006 Israel das Land bombardierte.

Hariris Tod und der Beginn der Zedernrevolution

Am 14. Februar 2005 wurde Hariris bei einer gewaltigen Explosion ermordet. 1800 Kilogramm Dynamit, versteckt in einem Lastwagen, töteten insgesamt 21 Personen. Noch am selben Tag begannen die Proteste gegen Syrien, die als sogenannte „Zedern-Revolution“ dazu führte, dass ein Jahr später die syrischen Besatzungstruppen das Land verließen. Erstmals hatten sich Menschen als Libanesen definiert und nicht als Mitglieder einer Konfession. Dies gilt als einer der Geburtsfehler des Landes, das im November 1941 aus französischem Mandat in die Unabhängigkeit entlassen worden war. Bei der Machtverteilung berücksichtigt man auch heute noch eine Volkszählung aus dem Jahr 1932, bei der die Christen eine hauchdünne Mehrheit gegenüber den Muslimen erzielt hatte. Dies ist deshalb so wichtig, weil es der letzte Zensus in diesem Land war, und alle weiteren Beschlüsse immer diesen Zensus zugrunde legten, obwohl sich die Mehrheitsverhältnisse in der Zwischenzeit grundlegend verändert haben. Während sich die Zahl der muslimischen Gemeinschaften der Sunniten und Schiiten stetig vergrößert hat, ist die Zahl der maronitischen und anderer Christen vor allem durch Auswanderung stark gefallen. Ganz zu schweigen von den mehr als 400.000 Palästinensern, die in 12 Lagern eingepfercht, kaum Chancen haben, im Libanon Fuß zu fassen, und dort keine politischen Rechte genießen.

Nachwirkungen des Bürgerkriegs

Spannungen zwischen den einzelnen religiösen Gruppen, vor allem zwischen Christen und Muslimen, aber auch durch palästinensische Milizen führten ab April 1975 zum Bürgerkrieg, der das Land in den folgenden 15 Jahren weitgehend zerstörte und in politische Agonie verfallen ließ. Der Krieg wurde mit zum Teil äußerster Brutalität geführt. Im Laufe der Jahre bildeten sich immer wieder neue Koalitionen und Auseinandersetzungen. Jahrelang beschossen sich die Milizen in einem zermürbenden Stellungskrieg. Vor allem entlang der „Grünen Zone“, die den muslimischen Westen der Stadt vom christlichen Osten trennte, sind die Einschusslöcher noch in einigen Gebäuden sichtbar. Das Land wurde auch Spielball der anderen Mächte in der Region. Erst mit dem Abkommen von Taïf im Jahr 1990 einigten sich die Libanesen auf ein erneuertes Konkordanzsystem: Seitdem ist die Macht des Staatspräsidenten, der ein Christ ist, schwächer, während die Funktionen des Premierministers (sunnitischer Muslim) und des Parlamentspräsidenten (schiitischer Muslim) aufgewertet wurden. Zwei Mal wurde in dieser Zeit Rafik Hariri zum Premier gewählt, von 1992-98 und von 2000-04. Unter seiner Führung gewann das Land internationale Reputation und konnte sich wirtschaftlich entwickeln. Allerdings reichte er dann seinen Rücktritt ein, um gegen die Präsenz Syriens zu demonstrieren. Vor seiner zu erwartenden Wiederwahl wurde er ermordet.

Nur an der ehemaligen Frontlinie, der „Green Line“, erinnern noch Ruinen an die schweren Kämpfe der Jahre 1975-91. Foto: M.Pabst

Syrien – großer ungeliebter Nachbar

Schon kurz nach dem Attentat auf Rafik Hariri hat die internationale Staatengemeinschaft den Druck auf Syrien stark erhöht, eine Resolution des VN-Sicherheitsrats aus dem Jahr 2004 umzusetzen, die das Ende seiner Präsenz im Libanon gefordert hatte. Syrien ist für den Libanon der große Nachbar im Osten und Norden, der zum einen für Sicherheit sorgt, aber auch dafür, dass das Land nicht zu unabhängig handelt. Mit Hilfe der Syrer war es 1990 gelungen, den mehr als 15 Jahre dauernden Bürgerkrieg zu beenden. Die syrischen Panzer stellten sich zwischen die Linien der verfeindeten Parteien, die sich zum Schluss mit täglich wechselnden Fronten bekämpft hatten. Auch danach waren die Syrer ein stabilisierender Faktor, wenn die libanesischen Gruppen wieder gegeneinander in Stellung gingen. Für Syrien wiederum waren die Instabilität des Libanon und die ständige Bedrohung an der Grenze zu Israel durchaus gewünscht. Israel ist der Todfeind der Syrer, das seit dem Jom-Kippur-Krieg 1973 die Golan-Höhen kontrolliert und damit den Zugang zu den Jordan-Quellen. Syrien hat in dem fragilen Gebilde des Libanon somit immer zwei Spiele betrieben. Nach der Ermordung Hariris stand dann aber vor allem die Frage im Raum, ob Syrien dabei seine Finger im Spiel hatte.

VN-Tribunal – Klarheit gegen Unsicherheit

Der Mord an Rafik Hariri löste eine politische Krise aus. Der Libanon sah sich selbst nicht in der Lage, das Attentat aufzuklären, da zu viele unterschiedliche Interessen das Land im Inneren spalten. Auf der einen Seite die Anhänger Hariris, die Syrien beschuldigen. Immerhin war Hariri kurz vorher aus Protest gegen die syrische Übermacht als Ministerpräsident zurückgetreten. Auf der anderen Seite der damalige Staatspräsident, der syrienfreundlich war, sowie die Hisbollah, die sich ebenfalls auf die Seite der Syrer gestellt hatte. In dieser Klemme wandte sich die libanesische Regierung an den VN-Sicherheitsrat, um in einem sogenannten Ad-hoc-Tribunal die Umstände des Mordes an Hariri aufzuklären. Erster Ermittler war der Deutsche Staatsanwalt Detlev Mehlis, der recht schnell Syrien als Drahtzieher im Verdacht hatte. Die Nachfolger sind vorsichtiger, geraten wegen zu viel Nachsicht sogar in die Kritik, ermitteln aber auch in andere Richtungen. So geriet inzwischen die Hisbollah ins Visier der Ermittler. Das Hariri-Tribunal spaltet die Bevölkerung und die politischen Parteien. Nicht wenige befürchten, dass durch die bevorstehende Anklageerhebung die Unsicherheit im Lande wieder zunehmen könnte.

Innere Spannungen

Vor allem die Hisbollah bekämpft das Tribunal, das seinen Sitz in Den Haag hat. Für diese Partei, die bei den letzten Parlamentswahlen 14 von 128 Parlamentssitzen errungen hat, hat das Hariri-Tribunal einseitig ermittelt, es sei durch die Vereinigten Staaten und Israel politisiert. So habe man nie ermittelt, ob nicht Israel hinter dem Anschlag zu vermuten sei. Die anderen Parteien sind ebenfalls sehr zögerlich, wenn sie gefragt werden, was der Libanon aus Den Haag zu erwarten habe. Auch der libanesische Ministerpräsident Saad Hariri sagte im Sommer 2010, das Verfahren gegen Syrien sei vielleicht ein Fehler gewesen. Vielleicht ist das aber auch nur die Angst vor einer weiteren Auseinandersetzung im Land. Einen Bürgerkrieg befürchten die meisten dabei nicht. Bassem Shabb, Parlamentsabgeordneter von Hariris Partei Future Movement sagt ganz klar: „Die Hisbollah ist militärisch so stark, dass dieses Feld schnell bereinigt sein wird.“ Er hat viel mehr Sorge vor einem Putsch, der dem Libanon einen Gottesstaat bescheren könnte.

Zusammenarbeit mit Muslimen neu gestalten

„Zusammenarbeit mit Muslimen neu gestalten“ ist das Motto von Professor Angelika Neuwirth. Die renommierte Islamwissenschaftlerin der FU Berlin brachte gerade ihr neues Buch „Der Koran als Text der Spätantike“ heraus, als sie auf die DGVN-Gruppe traf. Die im Nahen Osten außerordentlich gut vernetzte Professorin plädierte dafür, das stetige Gespräch mit Muslimen zu suchen. „Wenn man verunsichert ist, muss man auf sie zugehen.“ Für einen Dialog sei es aber noch zu früh, da man zunächst eine gemeinsame Basis finden müsse: „Worüber diskutieren wir überhaupt?“ Sie habe selbst die positive Erfahrung gemacht, dass Islamwissenschaftler sehr interessiert seien, wenn sie als Europäerin den Koran historisch einordne. Das sei für Muslime ungewöhnlich, die diesen Text vor allem sprachlich interpretieren. Professor Stefan Leder, der Direktor des Orient-Instituts in Beirut, weist auf die liberalere Haltung im Libanon hin. Es gebe eine Rückkehr islamischen Bewusstseins, das aber durch islamistische Bewegungen diskreditiert werde. Dass heute so viele Libanesen den Ramadan feiern, sei dabei vor allem ein soziales Phänomen. Der Libanon entwickele immer ausreichend Antikörper gegen allzu viel Radikalismus, so sein tröstliches Fazit.

V.l.n.r.: Die Vorsitzende des DGVN-Landesverbandes Bayern Ulrike Renner-Helfmann, Dr. Bassem el Shabb von Hariris Partei „Mouvement du futur“, Journalist Wolfram Schrag und die Islamwissenschaftlerin Professorin Angelika Neuwirth (FU Berlin). Foto: M. Pabst

1. Oktober 2010

An Bord der „Donau“

Im Hafen von Beirut liegt der deutsche Tender „Donau“. Das 100 Meter lange Schiff ist zur Versorgung des deutschen Marineverbandes hier, der im Rahmen der UNIFIL ein Teil der sogenannten Maritime Task Force ist. Dass es sich um einen Einsatz handelt, bei dem es schnell zu einer Auseinandersetzung kommen kann, zeigt sich daran, dass die „Donau“ ziemlich einsam und weit draußen in einem Hafenbecken liegt. Außerdem sind die Maschinengewehre an Bord immer geladen. Zusammen mit zwei Minenjagdbooten „Kulmbach“ und „Auerbach“ sorgen insgesamt 240 Soldaten bei dem internationalen Einsatz dafür, dass die Grenze des Libanon sicherer wird. Hatte der Einsatz 2006 noch große Beachtung gefunden und war mit einem deutschen Kontingent mit einer Obergrenze von 2 400 Personen gestartet, so ist es nun recht still um den deutschen Beitrag und den der anderen Staaten geworden, die immerhin 45 Prozent der Grenzen des Libanon sichern. Es ist die einzige VN-Mission mit einer maritimen Variante - eine Premiere, die manche Probleme mit sich brachte, da das Hauptquartier der UNIFIL in Naquora liegt und seinen Schwerpunkt vor allem in der Sicherung der Grenze zu Israel sieht. Die Soldaten auf See mit insgesamt sieben Schiffen - neben deutschen auch solche aus Italien, Griechenland oder der Türkei - sehen sich in dieser Mission etwas vernachlässigt. Dabei betont Fregattenkapitän Johannes Schmidt-Thomée, dass zwischenzeitlich die Ausbildung der libanesischen Marine die Hauptaufgabe der Maritime Task Force bilde. „Es geht darum, dass die Libanesen ihre Küstengewässer selbst überwachen, nicht nur darum, die Marine aufzubauen. Heute können sie das zum Teil schon.“

Die DGVN-Reisegruppe mit Fregattenkapitän Johannes Schmidt-Thomée, Kontingentführer Deutsches Einsatzkontingent UNIFIL, vor dem Tender „Donau“. Foto: M. Pabst

Die Maritime Task Force der UNIFIL

Bis zum Einsatz der Maritime Task Force konnte an die Küsten des Libanon jeder alles verschiffen, ob Schmuggelware oder Waffen. Die libanesische Marine hatte gerade einmal 43 kleinere Boote, die aber bereits dann im Hafen blieben, wenn die See rauer war. So gab es immer wieder den Verdacht, dass viele Waffen der Hisbollah über den Seeweg in den Libanon gebracht wurden. Das machte Israel der internationalen Staatengemeinschaft zum Vorwurf und richtete deshalb begleitend zu seinem Krieg im Sommer 2006 eine Seeblockade ein. Diese war sehr effektiv. Viele Waren im Land verteuerten sich mangels Nachschub innerhalb kurzer Zeit. Dies führte dazu, dass auf der Grundlage der vom VN-Sicherheitsrat im August 2006 beschlossenen Resolution 1701 (2006) eine unterstützende Maritime Task Force der UNIFIL entsandt wurde. Diese hat die Kontrolle der Küstengewässer nach dem Rückzug der Israelis übernommen. Das Gebiet von der Größe Schleswig-Holsteins wurde vor der Küste in vier Zonen eingeteilt, um einen effizienten Schutz zu gewährleisten. Verdächtige Schiffe werden seitdem aufgerufen. Sie müssen sich ausweisen. Sollten Zweifel bestehen bleiben, werden sie im Hafen von den libanesischen Streitkräften kontrolliert. Neben der Hilfe zu Wasser haben die Deutschen die Libanesen auch beim Aufbau eines eigenen Radarsystems unterstützt. Wenn die Zusammenarbeit so eng wie bisher und die Ausbildungswilligkeit der Libanesen weiter so groß ist, sei mit einem Abschluss der Mission in rund zwei Jahren zu rechnen, ist sich Fregattenkapitän Schmidt-Thomée sicher. Allerdings nur unter der Voraussetzung, dass die Libanesen mehr und bessere Fahrzeuge bekommen. Doch darauf kann sich die internationale Staatengemeinschaft noch nicht verständigen.

Briefing an Bord durch Fregattenkapitän Johannes Schmidt-Thomée und den stellv. Deutschen Botschafter Michael U. Bierhoff. Foto: M. Pabst

Besichtigung des Tenders „Donau“ der Bundesmarine und Gespräch mit den Soldaten. Foto: M. Pabst

Tag der deutschen Einheit

Den Abschluss dieser Reise bildete die Einladung, die der Reisegruppe von der deutschen Botschafterin Birgitta Siefker-Eberle anlässlich der Feier zum Tag der deutschen Einheit ausgesprochen wurde. Sie hatte mehrere hundert Gäste in das Mövenpick-Hotel an der Corniche, der Flaniermeile am Mittelmeer geladen. Darunter fanden sich auch viele der Gesprächspartner der vergangenen Woche, so dass die Gruppe den Dialog ohne Unterbrechung in angenehmer Atmosphäre fortsetzen konnte.